Zufrieden und munter marschieren wir nach unserem morgendlichen, stündlichen Spaziergang nach Hause.
Auf der anderen Straßenseite steigt ein Berner Sennenhund hingegen voll in die Eisen.
Ein Welpe noch, tapsig-dapsig stemmt er sich mit allen vier dicken Pfötchen in den Untergrund und
versucht, Frauchen mit aller Kraft zu uns herüberziehen. Klar, will Glaschas Bekanntschaft machen.
12 Wochen ist sie erst alt, rundlich, niedlich, hinreißend und beschnuppert sich mit Glascha,
während ich mich mit der jungen Besitzerin unterhalte.
„Eine Tierärztin haben Sie schon?“, frage ich, mich beklagend, dass eine Praxis ganz in der Nähe
vor kurzem schloss.
„Oh ja, eine wunderbare. Wir waren schon mehrfach bei ihr, sehr freundlich und aufmerksam.
Sie meint, wir sollten ruhig mehrmals im Monat vorbeischauen, einfach so, dann gewöhne sich
die Kleine an die Praxis und hätte keine Angst mehr, wenn es zu einer Operation käme oder
der Zahnstein entfernt werden müsse“.
Sehr vorausschauend, in der Tat, wenn vielleicht auch nicht ganz uneigennützig.
Ich versuche zu erklären, wie frau, gleichfalls vorausschauend, eventuell die Entstehung
von Zahnstein verhindern könne. Beispielsweise durch Gewöhnung ans Knochenknabbern.
Knochen mit Fleisch beim Schlachter besorgen, am Anfang wird der Welpe natürlich nur
das Fleisch abnagen, weil Gebiss und Zähnchen noch zu schwach sind, aber nach und nach
gewöhnt er sich daran und knabbert (unter Aufsicht!) auch an Knorpel und Knochen selbst.
Dient zur Reinigung, Festigung und Gesundheit der Zähne.
„Und was meinte die Tierärztin mit Operationen?“ frage ich vorsichtig.
„Na, sie hat uns schon einen Termin für die Kastration gegeben“, lautet die freudestrahlende Antwort.
Da ist sogar, was äußerst selten vorkommt, meine Glascha sprachlos und schaut mich nur an.
Ich frage dann nur noch matt, was sie füttere? - „Trockenfutter“ - und ob sie die Kleine denn nicht
ab und an mal barfen möchte, weil in Fleisch so viele wichtige Stoffe und Mineralien für den Aufbau etc...
„Aber sicher, ich habe schon überlegt, Fleisch und Knochen für sie zu kochen...“.
Wieder guckt Glascha mich an.
Was soll ich sagen.
Gegen eine freundliche und aufmerksame Tierärztin komme ich natürlich nicht an.
Da geben Leute 1500 € und mehr für einen Welpen aus, gucken aber nich mal im alten Google,
wofür das 'R' in Barf steht. Informieren sich wahrscheinlich nicht mal hinreichend, was es heißt,
einen Hund zu haben. Mit hinreichend meine ich, dass es ja durchaus sehr verschiedene
Auffassungen gibt und geben kann, nur seine eigene Meinung sollte man/frau sich schon bilden
und begründen können.
Sonst glaubt man irgendwem jedes Wort. Und zahlt noch 45,80 bei jeder Sitzung.
Glascha und ich schleichen schweigend nach Hause.
Sie guckt mich an und fragt: „Und, willst du mich auch kastrieren lassen?“
„Nein. Und du, willst du weiterhin nach kleinen Kindern schnappen?“
„Ääähh...mmmgrr...neeeiin...“
„Abgemacht“.
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